Heizungsgesetz (GEG): So können Eigentümer ab 2024 heizen!
Man hört immer nur Wärmepumpe, aber welche Heizoptionen gibt es noch?
Seit der Marketingkampagne der Bundesregierung im Rahmen des „Heizungsgesetzes“ werden Wärmepumpen wahllos verbaut und nicht optimal betrieben. Teilweise war die Freude über das Auffinden eines passenden Gerätes so groß, dass man es ohne länger darüber nachzudenken, einfach einbauen ließ.
Die wichtigste aller Fragen wurden schlichtweg vergessen zu stellen:
Ist mein Eigenheim für den Wärmepumpeneinbau tatsächlich geeignet?
Ist das nämlich nicht der Fall, werden dauerhaft wertvolle Ressourcen verschwendet. Wichtige Kriterien für den Einbau einer Wärmepumpe sind dabei zum Beispiel, ob eine Fußbodenheizung vorhanden ist oder ob ggfls. deine Heizkörper für die Niedertemperatur ausgelegt sind. Bei einer hohen Vorlauftemperatur würde nämlich auch der Energieverbrauch deiner Wärmepumpte steigen.
Du kannst selbst herausfinden, ob dein Eigenheim bereits fit für eine Wärmepumpe ist!
Der Schnelltest ist ganz einfach und funktioniert folgendermaßen:
An einem kalten Tag, möglichst einer Frostperiode, stellst du die Vorlauftemperatur deines Heizkessels auf 50 bis 55 Grad ein und drehst dann die Thermostate an den Heizkörpern auf Stufe 3, was einer Raumtemperatur von ungefähr 20 Grad Celsius entspricht. Werden alle Räume anschließend ausreichend warm, ist das Haus fit für eine Wärmepumpe.
Wenn nicht, muss energetisch nachgebessert werden. Mit der Verabschiedung des novellierten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) wird das Ende fossiler Heizungen eingeleitet, Anfang 2024 wird das Gesetz in Kraft treten. Künftig soll beim Einbau einer neuen Heizung ein Anteil von 65 Prozent erneuerbarer Energien erreicht werden.
Mein Empfehlung im Vorfeld:
Dämmen lohnt sich auf jeden Fall, egal, für welche Heiztechnik du dich entscheidest.
Zwei Drittel aller Wohngebäude wurden vor 1977, und demnach vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung, gebaut und sind Stand heute über die Jahre nur unzureichend saniert worden . Mit einer Dämmung, dem Austausch der Fenster und moderner Lüftung lässt sich der Energieverbrauch deutlich senken.
Wärmepumpe, alternativlos?
🌍 Wärmepumpen werden bereits in jeder zweiten neuen Wohnung als Heizung eingebaut. Auch im Altbau können sie sinnvoll eingesetzt werden. Vor allem in Kombination mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage lässt sich ein hoher Grad an Autarkie, Unabhängigkeit von den Energiepreisen und ein zusätzlicher Kostenvorteil erreichen.
Das sind die alternativen Heizsysteme gemäß GEG
🌍 1. Fern- oder Nahwärmenetz
Alle warten auf die kommunale Wärmeplanung. Der Anschluss an ein erneuerbares Fern- oder Nahwärmenetz kann eine Alternative zur Wärmepumpe sein. Kommunen haben bis Mitte 2026 beziehungsweise bis Mitte 2028 Zeit, eine Wärmeplanung für ihre Kommune aufzustellen. Darin werden Gebiete definiert, in denen ein Wärmenetz oder ein Wasserstoffnetz geplant ist. Planung heißt aber noch nicht Umsetzung. Die Umsetzung wird im Anschluss also noch weitere Zeit in Anspruch nehmen, zumal die Anfangsinvestitionen für den Bau immens sind.
Grundsätzlich ermöglichen Wärmenetze eine effiziente Wärmeversorgung, da sie auf zentrale Wärmequellen zurückgreifen. Ebenso sollte es möglich sein, durch eine gemeinsame Nutzung die Kosten für den/die Endabnehmer*innen gering zu halten.
Ob dies der Fall sein wird, man wird sehen. Ich persönlich bezweifle das, da du dich in eine Abhängigkeit zu deinem Netzbetreiber begibst.
Was man heute mit Gewissheit schon sagen kann: Ein Wärmenetz wird nicht überall verfügbar sein. Warten ist eine Option, kann aber auch dazu führen, dass du dann wieder unter Druck eine andere Heizentscheidung treffen musst. Solltest du weiter Fragen zu diesem Thema haben, kannst du auch gerne mal auf der Seite des Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen vorbeischauen.
Beschäftige dich also bereits heute mit Alternativen und bereite dein Eigenheim und deine Finanzen auf den Tag X vor!
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) eröffnet jedoch noch weitere Heizoptionen, mit denen die 65 Prozent Erneuerbare Energien erreicht werden können.
🌍 2. Biomasseheizungen wie Pelletheizung, Hackschnitzelheizung und Scheitholzheizung
Diese können zum Beispiel in Gebäuden mit hohem Wärmebedarf eine gute Option sein. In einer Biomasseheizung werden vor allem pflanzliche Stoffe in fester Form zum Heizen verwendet. Das können u.a. Holzscheite, Pellets oder Hackschnitzel sein.
Diese Biomasse ist in vielen Regionen verfügbar und kann daher lokal beschafft werden. Lange Lieferketten sind für diese Art der Energiegewinnung häufig nicht notwendig. Allerdings erfordert die Lagerung der Biomasse in deinem Eigenheim erheblich Platz. Dafür eignet sich z.B. der ehemalige Raum, in dem der Öltank untergebracht war.
Ein weiterer Vorteil der Biomasseheizung ist, dass diese sich mit anderen (Heiz-)Systemen hervorragend kombinieren lässt.
Ein großer Nachteil aus meiner Sicht ist jedoch die Abhängigkeit von den Rohstoffpreisen. Als das Gas aus Russland ausblieb, schossen nicht nur die Preise für Heizöl, sondern auch die für Pellets exorbitant in die Höhe.
🌍 3. Stromdirektheizungen, wie zum Beispiel Heizungen auf Infrarotbasis
benötigen Strom und lohnen sich in gut gedämmten Gebäuden, besonders mit eigener PV-Anlage.
Aber was ist denn eigentlich eine Infrarotheizung?
Infrarotheizungen gehören zu den sogenannten Stromdirektheizungen. Im Gegensatz zu konventionellen Heizungen erwärmt eine Infrarotheizungen nicht die Raumluft, sondern die Wände und feste Körper im Raum.
Diese Strahlungswärme wird von den Bewohnern als angenehm empfunden und auch Allergiker profitieren davon, da es nicht zu Luftverwirbelungen kommt und dadurch die Staubbelastung in der Luft deutlich geringer ist. Die Infrarotstrahlung erwärmt Wände, Decken und Böden gleichmäßig. Diese speichern die Wärme und geben sie in den Wohnraum ab.
Positiver Nebeneffekt: Die Wände bleiben trocken, das macht Schimmel das Leben schwer. Zudem sind die Anschaffungskosten im Vergleich zu anderen Heizungssystemen deutlich günstiger.
Spannend finde ich an diesem Heizsystem zudem, dass es wartungsfrei ist. Die Handwerkerverfügbarkeit und Lohnkosten werden in Zukunft sicherlich nicht besser oder günstiger.
Aber Infrarotheizungen erzeugen Wärme doch bekanntlich aus Strom, ist das nicht teuer?
Interessant ist diese Art des Heizsystems besonders in Kombination mit einer PV-Anlage, da in dieser Kombination die Betriebskosten gesenkt werden können. Ebenfalls ist es möglich, Infrarotheizungen als Komponente eines Hybridmodells einzusetzen oder auch bei Anbauten, die mit einem Heizsystem nachgerüstet werden müssen.
Doch funktioniert das Heizen mit den angenehmen Infrarotstrahlen auch im Altbau? Immerhin benötigt die Infrarotheizung teuren Strom für ihren Betrieb. JA!
Wer eine Infrarotheizung in Erwägung zieht, sollte auf eine gut gedämmte Gebäudehülle achten. Eine gute Planung ist unerlässlich. Ein/Eine Energieberater*in (z.B. Ader Energy GmbH) sollte auf jeden Fall im Vorfeld den Wärmebedarf und die zu erwartenden Stromkosten berechnen, damit es zu keinen bösen Überraschungen kommt.
Am Samstag, dem 25. November, ab 10 Uhr, ist Tag der offenen Tür bei der Ciling GmbH ( Infrarot-Heizung für Decke, Wand und Boden | CILING Infrafrot-Heizsysteme (heizsysteme-infrarot.de ) in Oftersheim. Hier kannst du dich mit den Experteninnen und Experten zu Infrarotheizungen austauschen. Um 11:30 Uhr hast du zudem die Möglichkeit, meinem Vortrag zum Thema energetische Modernisierung und Fördermittel zu lauschen.
🌍 4. Hybrid-Heizung
bezeichnet man eine Kombination aus Solarthermie und Gas bzw. Gas und Wärmepumpe. Der große Vorteil an diesem Heizungsmodell ist aus meiner Sicht die Flexibilität, die einen schrittweise Umstieg auf ein neues Heizsystem mit erneuerbaren Energien ermöglicht. Die Kombination aus zwei Welten macht sich auch am Geldbeutel bemerkbar, da dies zu einer Reduzierung der Betriebskosten führen kann. Natürlich werden auch bei diesem Heizsystem, wie bei allen anderen auch, durch den Einsatz von erneuerbaren Energien die CO²-Emissionen deutlich gesenkt. Wenn eine Komponente aus dem System ausfällt, kann zudem die andere die Heizung am Laufen halten.
Aber aufpassen, hybride Heizsysteme sind in der Regel sehr komplex, was zu erhöhten Installations- und Wartungskosten führen kann. Ebenfalls sind diese in der Anschaffung häufig etwas teurer.
TIPP: Wenn du also schon zu einer bewährten Gasheizung tendierst, informiere dich auf jeden Fall im Vorfeld, ob du diese im Nachgang noch mit anderen Heizsystemen kombinieren kannst.
🌍 5. Gasheizung
Und last but not least eine Gasheizung die mit klimaneutralem Wasserstoff oder Biomethan betrieben werden kann. Ab dem Jahr 2024 wird die Installation neuer Gasheizungen eingeschränkt. Ausnahmen soll es für Gasheizungen geben, die mit klimaneutralem Wasserstoff oder Biomethan betrieben werden können.
Im Fall von Wasserstoff spricht man von sogenannten H2-Ready-Heizungen, die ein gewisses Maß an Wasserstoff vertragen und später auf 100 Prozent umgerüstet werden können. Das sorgt für eine enorme Flexibilität.
Doch ist das Heizen mit Wasserstoff für private Eigentümer sinnvoll?
Hier droht aus meiner Sicht eine Kostenfalle, Wasserstoff bleibt langfristig knapp und zudem teuer!
Wissenschaftliche Studien sehen Wasserstoff auch künftig um Faktor 2 bis 3 teurer als das Heizen mit einer Wärmepumpe. Zudem ist die Nutzung in der Gasheizung ineffizient:
Im Vergleich zu einer Wärmepumpe ist rund sechsmal mehr Energie nötig, um dieselbe Wärmemenge zu erzeugen! Klimaneutraler Wasserstoff ist für die Energiewende wichtig. Allerdings nicht für das Heizen in Gebäuden – hier ist der Brennstoff zu knapp und auch zu teuer im Vergleich mit anderen Heizungen.
Weitere Punkte wie höhere Anfangsinvestition, die Frage der ausreichenden Verfügbarkeit, wie sieht es mit der Infrastruktur aus, sprechen ebenfalls eher gegen diese Heizsystem.
Nutze lieber die Gasheizung noch einige Jahre weiter, repariere sie gegebenenfalls und mache dein Eigenheim in der Zwischenzeit fit für eine Wärmepumpe, die Infrarotdeckenheizung oder ein Wärmenetz.
🌍 6. Solarthermie
Es ist eine nachhaltige Technologie, die die Sonnenenergie zur Wärmeerzeugung nutzt. Die Vorteile von Solarthermie sind vielfältig. Hauptargument für dieses Heizungssystem sind die nach der Installation vergleichsweise niedrigen Betriebskosten, da die Sonnenenergie frei verfügbar ist. Die Unabhängigkeit von Energiepreisschwankungen und die Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen sind weitere Pluspunkte.
Jedoch gibt es auch Herausforderungen. Die Effizienz von Solarthermie hängt stark von den Wetterbedingungen ab, was zu Schwankungen in der Energieproduktion führen kann. Die anfänglichen Installationskosten sind oft hoch, und der Platzbedarf für Kollektoren kann eine Herausforderung darstellen. Darüber hinaus könnte die erzeugte Wärme in extrem kalten Perioden möglicherweise nicht ausreichen, um den gesamten Heizbedarf zu decken.
Insgesamt bietet Solarthermie eine umweltfreundliche und kostengünstige Alternative zu konventionellen Heizsystemen.
Deine zukunftsweisende Entscheidung für eines dieser Heizungssystem hängt, wie du siehst, von vielen individuellen Faktoren wie z.B. Standort, Energiebedarf und finanziellen Möglichkeiten ab.
„Drum prüfe wer sich ewig bindet, ob er nicht noch was Besseres findet.“
Häufig entscheidet der Geldbeutel oder der Heizungsinstallateur, welches Heizsystem du in Zukunft nutzt.
Mit dieser Herangehensweise bist du aus meiner Sicht nicht gut beraten, denn dein Eigenheim besteht nicht nur aus Heizung, sondern auch aus anderen Komponenten (Gebäudehülle), die dir helfen können, Energie einzusparen und deinen Geldbeutel langfristig zu schonen.
Solltest du nicht in der Notsituation sein, dass deine Heizung irreparabel kaputt ist, solltest du den ersten Schritt vor dem möglicherweise Dritten machen. Der erste Schritt bedeutet für mich eine Bestandsaufnahme deine Eigenheims von der Analyse der (energetischen) Schwachstellen über die Aufstellung möglicher Handlungsoptionen bis hin zur Fördermittel-/Finanzierungsberatung.
Im Vorfeld eines Heizungstausches solltest du alle Optionen genau prüfen und diesen Tausch vorausschauend planen.